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Villa del Casale – Bilderbuch der römischen Antike

Villa del Casale – Bilderbuch der römischen Antike

Als die Villa in den fünfziger Jahren dem Publikum geöffnet wurde, eilte ihr der Ruf weit voraus. Das lag am zeitlichen Zusammentreffen der jungen Bikini-Mode und der Mosaikdarstellung leichtgeschürzter Sportlerinnen, die sogar als Covergirls des "Time-Magazine" Karriere machten. Tatsächlich gibt es kaum einen Ort, der einen so anschaulichen Einblick in die Lebenswelt reicher Römer gewährt.

 

 

Ursprünglich vermutete man einen Kaiser als Besitzer der luxuriösen Villa, inzwischen ist man sich sicher, dass sie einem reichen Patrizier gehört haben muss. Im 3. und 4. Jahrhundert n. Chr., der Entstehungszeit der Villa, zogen sich immer mehr wohlhabende Römer auf ihre Latifundien zurück, und um ein solches Herrenhaus handelt es sich hier. Einige Indizien weisen auf Lucius Aradius Valerius Proculus Populonius als Erbauer der Villa hin. Nordafrikanischer Abstammung, bekleidete er höchste Staatsämter in Rom, wie in den Provinzen. Als Gouverneur verwaltete er von 327-331 Sizilien, und als Prätor war er 320 verantwortlich für die Ausrichtung der grandiosen Spiele, anläßlich des Einzugs Kaiser Konstantins in Rom. Die Darstellungen eines Wagenrennens im Circus und das Einfangen exotischer Tiere für die Arena, könnten als Hinweis darauf zu verstehen sein.

 

 

Im Osten der Villa liegen die Thermen, von einem Aquädukt mit Wasser versorgt. Die in den Praefurniae erzeugte Heißluft, wurde durch hohle Böden in das Caldarium und Tepidarium geleitet. Durch einen kleinen Massageraum betrat man das Frigidarium, kalte Wasserbecken sorgten für Erfrischung. Das Frigidarium hat einen achteckigen Grundriß, die Nischen dienten, wie man an den Darstellungen der Mosaikböden erkennen kann, als Umkleidekabinen. Eine langgestreckte Palestra, der Gymnastikraum, schließt die Thermen ab. Aus dem Atrium betritt man über ein Vestibulum die eigentliche Villa. Das Peristyl bildet den Mittelpunkt der gesamten Anlage. Im Norden liegen der Gästeflügel, im Süden die Speiseräume und im Westen, um einige Stufen erhöht, die repräsentativen und privaten Räume der Familie. An einer Latrine vorbei, erreicht man einen kleinen Innenhof. Die fröhlich springenden Tiere brachten wohl die Peristaltik in Bewegung, eine Warmwasserrine bot die Möglichkeit die Füße einzutauchen, was ebenfalls als förderlich für den Verdauungsvorgang angesehen wurde. Die Schlitze in der Sitzbank dienten der Einführung der Schwammstöckchen, Vorläufer feuchter Hygenietücher. Aus dem Innenhof kann man einen Blick in die Palestra werfen. In großer Detailgenauigkeit ist ein Wagenrennen im Circus Maximus wiedergegeben, lebendig wie die berühmte Szene aus dem Film "Ben Hur", oder dessen Remake in "Star Wars-Episode I".

 

 

Eines der Zimmer im Gästetrakt fällt durch eine besonders reiche Ausschmückung auf. In Bildstreifen wird die Jagd, eines der bevorzugten Freizeitvergnügen der Aristokratie, in allen Varianten dargestellt. In der Bodenmmitte bringt eine hochgestellte Persönlichkeit der Göttin Diana ein Opfer dar.

 

 

Einen tiefen Einblick in das Selbstverständnis der Römer als Herren der Welt, gewinnt man beim Betrachten der sogenannten Großen Jagd im langgezogenen Ambulacrum (Wandelgang). Es handelt sich diesmal nicht um ein Pläsier, sondern um ein Geschäft. Das Geschäft hieß Stimmenfang und Politik. Aus allen Erdteilen wurden gefangene wilde Tiere auf Schiffe verladen und nach Rom transportiert, um als Opfer einer perversen Unterhaltungsindustrie in den Arenen niedergemetzelt zu werden. Vielleicht ist es Popolonius, der nach der Mode des 4. Jahrhunderts gekleidet, die Tiere in Rom höchstpersönlich in Empfang nimmt. Den engen Zusammenhang zwischen Medienwelt und Politik unserer Tagen verkörperte zuletzt Sivio Berlusconi besonders überzeugend. Die Bikini-Mädchen, das mit Abstand populärste Mosaik der Villa, bringen schnell auf andere Gedanken. Verschiedene sportliche Disziplinen, wie Weitsprung, Diskuswurf oder Wettlauf werden vorgeführt, bevor zur Siegerehrung geschritten wird.

 

 

Das geräumige Triclinium, den Speisesaal, schmücken die Heldentaten des Herkules. Die Mosaiken sind in einem so dramatisch, wie opulenten Stil ausgeführt, der einem Rubens zur Ehre gereicht. Die Abbildung des Herkules-Mythos, gab Anlass zur Vermutung, die Villa könnte dem Westkaiser Maximanius "Herculius" gehört haben.

 

 

In den privaten Gemächern trifft man auf Kinderzimmer, die mit Varianten des Circus-Rennens oder der Jagd ausgeschmückt sind. Zu denken gibt eine Szene, auf der Pan, als Verkörperung ungezügelter Sexualität im Wettkampf auf den geflügelten Eros trifft. Die Siegespreise stehen bereit, aber der Kampf scheint unentschieden auszugehen. Jenseits der großen Basilica, dem repräsentativen Empfangssaal, betreten wir die Schlafräume des Hausherren und finden uns unversehens in Sizilien wieder. Dargestellt ist Odysseus, wie er Polyphem, der hier mit drei Augen zu sehen ist, den schweren Wein reicht. Nach einem letzten Blick auf eine verführerische Schlafzimmerszene, verlassen wir diesen Traum römischen Wohllebens. Am Ausgang stehen reichlich Postkarten und Bilderbücher zum Kauf bereit. Die Villa Romana del Casale wurde 1997 zum UNESCO-Weltkulturerbe erklärt.

 

 

 

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